Rückblick 2017
Da meine Familie immer einen grösseren Zuwachs bekommt sind meine Strahlnertage begrenzt. Die Ferien sollen schliesslich so geplant werden, dass jedes Familienmitglied nicht zu kurz kommt. So konnte ich Ende Juli 2017 10 Tage mit meiner Familie im Südtirol verbringen. Die ersten 3 Wochen im August musste ich dann wieder arbeiten, bevor meine eigentliche Strahlnersaison am 21. August 2017 mit den 4 Wochen Strahlnerferien so richtig beginnen konnte. Am Montag 21. August machten wir uns auf, um den Bergen die für uns wertvollen Schätze zu entlocken, und trafen uns um 06:30 bei Kurt in Erstfeld. Der Wetterbericht zeigte uns eine sonnige und warme Woche bevorstehen. Wieder einmal waren alle 4 Mitglieder des Villa Erotica Teams am Start. Da unser Biwak für 4 Personen eher als zu schmal und klein einzustufen ist, beschlossen Kurt und ich abwechslungsweise ins Tal abzusteigen und die Nacht zuhause in den gewohnten 4 Wänden zu verbringen. Um 09:00 Uhr im Biwak angekommen konnte ich mein erstes „Biwak Kaffee“ geniessen. Letztes Jahr im Spätherbst 2016 konnte ich eine vielversprechende Stelle anschreiben. Schnell aber mussten wir damals feststellen, dass ohne Bohren oder schweres Werkzeug nichts geht. Bruno hat dann die Bohrbewilligung für diese Stelle gelöst. Die Bohrmaschine haben Bruno und Kurt bereits die Woche vorher bis ins Biwak getragen. Die Entscheidung die schwere Last mit der Bohrmaschine zur Stelle am Nossen zu tragen, fiel dann eindeutig auf mich. Nachdem anstrengenden Aufstieg richteten wir uns ein. Nach kurzer Anlaufschwierigkeiten der Bohrmaschine konnten wir einige Löcher bohren. Mit sogenannten Bohnschotten haben wir den Fels schrittweise abgetragen. Mit vereinten Kräften stiessen wir immer weiter in die Kluft hinein, in der Annahme zu dem von uns vermuteten Kluftinhalt zu stossen.Die Zeit verging wie im Fluge und gegen Abend machte ich mich dann bereit zum Abmarsch ins Tal. Meine drei Zeitgenossen blieben im Biwak. Am Dienstag 22. August weckte mich der Wecker bereits um 04:45 Uhr. Nach der Autofahrt auf den Tätsch und dem Aufstieg kam ich um 08:00 Uhr im Biwak an. Meine drei Strahlnerkollegen waren auch schon in den Strahlnerhosen und haben das Morgenessen bereits zu sich genommen. Wieder machten wir uns auf zu der Bohrstelle.Die Arbeit wurde sofort wieder aufgenommen. Abwechslungsweise arbeiteten wir an der Stelle wobei ich dann irgendeinmal die Arbeit liegen liess, und das Gebiet um die Stelle genauer absuchte. Ich bin eher derjenige der nicht allzu lange an einer Stelle arbeitet, viel lieber suche ich das Gebiet nach neuen Anzeichen ab. Bruno, Kurt und Sepp kamen sehr gut voran und als ich von meiner Erkundungstour zurückkam lagen da schon einige schöne Sachen vor der Kluft bereit. Ohne diese Bohrbewilligung hätten wir keine Chance gehabt an diese Kristalle heranzukommen. Am Abend ging ich dann wieder zurück ins Tal.
Am Mittwoch den 23. August bin ich wieder ins Biwak hochgestiegen. Bruno und Kurt gingen auf direktem Wege zur Bohrstelle hoch. Sepp suchte die rechte Seite ab bis hin zum Tiefenstock. Ich versuchte mein Strahler Glück am linken Nossen zu finden. Da an der Bohrstelle nur zwei Leute arbeiten konnten, war dies sicher eine weise Entscheidung. So konnten wir uns aufteilen um das ganze Strahlnergebiet nach neuen Kluftanzeichen abzusuchen. Als ich unter dem Gletscher angekommen bin zielte mein Blick auf eine interessante Stelle. Meine Augen sahen ein grosses Band, einen schönen Satz und unberührte Natur. Diese Felspartie war sicher nicht lange vom ewigen Eis befreit. Ich machte mich auf und schaute mir die Stelle genauer an. Leider konnte ich noch nicht viel ausrichten. Ich musste der Sonne noch ein paar Tage mehr Zeit eingestehen, um noch das letzte Eis mit ihren warmen Sonnenstrahlen zu schmelzen. Ich schrieb also meine Initialen an den Fels und deponierte ein kleines Werkzeug bei der Stelle. Da es doch eher früh am Tage war, machte ich noch einen kleinen Abstecher auf das Strahliggrätli. Von dort zog es mich dann über den Gletscher in die obere Bielenlücke. Von dort hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Sidelengebiet mit dem Sidelengletscher. Weiter führte mich der Weg über den Gletscher zum sogenannten Skidepot unterhalb des Galenstock.
Mit einem Auge auf den Gletscher mit seinen doch mächtig ausgeprägten Spalten und mit dem anderen Auge auf der Suche nach neuen Anzeichen. Ich bewegte mich also auf ca. 3250 m.ü.M. und war dankbar über meinen doch guten Fitnesszustand, welchen ich mit unzähligen SAC Hüttenbesuche mit meinem Schwiegervater im Frühling antrainiert hatte. Leider konnte ich keine verdächtigen Stellen mehr entdecken. Ich lief dann noch ein bisschen weiter Richtung Tiefenstock um dann geradewegs abzusteigen. Zu meinem Erstaunen wird der Gletscher immer steiler. Und ich konnte mich nicht überwinden einfach so zu laufen. Viel eher sah man mich Rückwärts (das heisst mit dem Kopf auf den Gletscher schauend) absteigen. So hatte ich mit den vorderen Zacken meiner Steigeisen einen besseren halt und fühlte mich einiges sicherer. So kam ich dann unten bei der Bohrstelle an. Was mich dort erwartete konnte ich nur erahnen.
Bruno und Kurt hatten bereits eine stolze Anzahl von Kristallen deponiert. Mit dem Willkommensschnupf begrüsste ich die beiden und gratulierte ihnen zum Erfolg. Sepp stiess dann auch zu uns und wir verbrachten die restlichen Stunden des Tages zusammen. Abwechslungsweise arbeiteten zwei an der Kluft, während dem die zwei anderen die Füsse hochlagerten, ein Nickerchen machten, die gefunden Steine einpackten oder einfach den herrlichen Tag genossen. Am Abend ging dann Kurt runter ins Tal um am nächsten Tag wieder aufzusteigen. Bruno, Sepp und ich verbrachten die Nacht im Biwak. Natürlich durfte der Ausgang bei Fredy nicht fehlen.
Am Donnerstag den 24. August sind wir dann wieder hoch zur Bohrstelle. Sepp kam nicht mehr hoch. An diesem wunderschönen Tag zählten wir mehr als 13 Strahler im Gebiet. Wir konnten noch das eine oder andere Stück bergen. Die Kluft neigte sich aber allmählich dem Ende zu. Wir haben alles wieder schön aufgeräumt, um die Stelle zu beenden. Ich ging dann am Abend wieder ins Tal zurück. Am Freitag den 25. August bin ich wieder am morgen früh ins Biwak hochgestiegen. Bruno und Kurt gingen zum Nossen. Ich zu meinem Teil suchte wieder die linke Seite ab und schaute nach wie sich die Eissituation bei der interessanten Stelle verändert hat. Das grosse Band auf der rechten Seite liess die Hoffnung auf Kristalle immer noch auf einer hohen Welle schwelgen. Der von mir vermutete Klufteingang wurde von mir mit konzentrierten Schlägen auf das Spitzeisen vergrössert.
Mehr als ein paar Bandzinggen konnte ich aber dem Felsen nicht entlocken. Gibt es da wohl noch ein anderer Zugang zur Kluft. Nach einer kleinen Znünipause habe ich die Stelle neu inspiziert. Ich fing nun an links von dem grossen Band Steine und Schutt wegzuräumen. Je weiter ich vordrang und je mehr ich wegpackte gefiel es mir immer besser. Wieder wurde ich aber von dem Dauer Thema Eis heimgesucht. Ich wusste aber jetzt, dass ich nun auf der richtigen Spur bin. Ich dachte mir ich lasse noch ein paar Tage die Sonne wirken. Mein Bruder Samuel war am diesem Tag auch im Gebiet. Er bearbeitete seine Stelle, welche er am Namenlosen gefunden hat. Da ich im Moment nichts mehr ausrichten konnte verliess ich meine Stelle und ging zu Samuel zum Namenlosen. Wegen den bekannten Gefahren wie Gletscherabbrüche und Steinschlag konnte oder besser wollte ich nicht den direkten Weg am Gletscherrand laufen. So musste ich die 200 Höhenmeter absteigen um auf sicheren Wegen zu meinem Bruder zu stossen. Als ich bei Samuel Eintraf waren Bruno und Kurt auch schon da und warteten. Nach einem kurzen Schwatz kehrten wir dann wieder in unser Biwak zurück. Nach einer kleinen Stärkung im Biwak ging ich dann ins Tal zurück, Bruno und Kurt schliefen nochmals im Biwak um dann am Samstag ins Tal abzusteigen.
Der Sonntag und der Montag waren leider von unsicherem Wetter geprägt. So kam es, dass Bruno, Kurt und ich erst wieder am Dienstag den 29. August hochstiegen. Gemeinsam entschieden wir zusammen zu meiner Stelle zu gehen. Der wohl genialste Tag der Saison sollte uns bevorstehen. Die 3 Tage warten haben sich gelohnt und wir konnten uns endlich richtig an die Arbeit machen. Wir konnten einige Kristalle ernten. So macht das Strahlnen Spass. Das Wetter spielte auch mit. Keine Wolke verdeckte an diesem herrlichen Tag den Himmel. Am Abend gingen wir dann zu Fredy in den Ausgang. Wir waren nicht die einzigen Gäste. Es herrschte reger Betrieb an der Biwakbar. Das sind wohl die schönsten Stunden am Berg, wenn die Strahler gemeinsam den Abend verbringen. Okay ich gebe es ja zu, das Gesprächsthema ist ein bisschen eintönig handelt es doch meistens vom Kristalle suchen.
Am nächsten Tag trennten und dann wieder unsere Strahlnerwege. Kurt zieht es zum Nordgrad des Galenstock hoch. Er möchte auf der Walliserseite sein Glück versuchen. Bruno seinerseits ging zum Nossen rüber. Ich ging wieder zur Stelle hoch und nahm noch ein längeres Werkzeug mit um auch die Kristalle ganz hinten zu ernten. Wiederum konnte ich einige schöne Sachen bergen. Wie auch immer bei einer solchen Bergkristallkluft kommt dann der Moment an dem man die Arbeit aufhören muss. Wenn der ganze Kluftinhalt ausgebeutet ist. So war das auch heute. Ich habe die besten Stücke eingepackt und ein paar wenige von minderer Qualität als Andenken dort gelassen. Wer weiss an einem anderen Tag wenn ich wieder dort vorbeilaufe werde ich sie dann mitnehmen. Am Abend trafen wir uns dann alle beim Biwak wieder. Ich und Bruno waren froh dass auch Kurt von seinem Kurzurlaub auf der Walliserseite zurückgekehrt ist.
Wir verbrachten noch eine Nacht im Biwak und kehrten dann am Donnerstag in Tal zurück.Die ersten 3 Tage im September 17 standen ganz im Zeichen der Urner Mineralienbörse. Wir hatten eine sehr gute Börse mit vielen Besuchern und guten Austeller, die ihre schönsten Stücke zum Verkauf angeboten haben.Am Montag den 4. September machten ich und Bruno eine erkundungstour hinter den Plangenstock Richtung Winterlücke. Leider hatten wir mässigen Erfolg. Jedoch die Erinnerung an den schönen Tag und an den nie enden wollenden Rückweg zum Staudamm werden wir nie vergessen. Der Dienstag sollte uns auch wieder in ein eher fremdes Gebiet entführen. Ich und Bruno machten einen Abstecher zum kleinen Bielenhorn. Seit Jahren waren wir immer gegen den Galenstock, Tiefenstock gezogen und liessen dieses interessante Gebiet sozusagen auf der linken Seite liegen. Kurz nach dem Mittag hatten wir das Gefühl alles rund um das kleine Bielenhorn abgesucht zu haben. Kurzerhand checkten wir unseren Gemütszustand und unseren Fitnesszustand und entschlossen uns, das grosse Bielenhorn zu umlaufen und Richtung Strahliggrätli hochzusteigen. Was als kurzer Strahlnertripp angefangen, hat entpuppte sich dann zu einer grösseren Rundreise in unserem geliebten Strahlnergebiet. Der Mittwoch und Donnerstag widmete ich dann mal wieder der Familie. Sepp und Bruno waren aber wieder im Biwak oben.Der Freitag den 8 September sollte dann mein letzte Strahlnertag der Saison 2017 werden. Bruno und Sepp waren bereits im Biwak und erwarteten meine Ankunft um ca. 08:00 Uhr im Biwak. Zusammen haben wir nochmals den Gletscher abgesucht und an einer alten Stelle weitergearbeitet. Leider ohne grossen Erfolg kehrten wir dann gemeinsam ins Biwak zurück um dann am Samstag ins Tal abzusteigen.Nun ging eine ereignisreiche Strahlnersaison zu Ende. Vielen Dank an meine Wegbegleiter und an meine Familie die mich tagtäglich bei meiner Tätigkeit als Hobbystrahlner unterstützen.